Wandertheater in der Geschwister-Scholl-Schule
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung 06. Dezember 2010
„Mord ohne Leiche“: Die Schüler glänzten in der schwarzhumorigen
Kriminalparodie, die
Wolfgang Gerdes inszeniert hatte. Foto: Elvira Parton
Diese Theateraufführung bewegte die Zuschauer im wahrsten Sinne des Wortes. Denn weil gegenwärtig durch die umfangreichen Baumaßnahmen keine Bühne zur Verfügung steht, hatte AG-Leiter Wolfgang Gerdes das Stück kurzerhand als Wandertheater inszeniert. So wechselten die Szenen vom Eingangsbereich, wo die Handlung begann, in diverse Klassenräume und zurück. Wie eine Karawane zog das Publikum den Darstellern hinterher und kam auf diese Weise in den Genuss eines ungewöhnlichen Theatervergnügens.
Die mobile Aufführung war das eine, das andere aber war die beachtliche darstellerische Leistung der Schüler aus den 5. bis 10. Klassen. Vom Polizeikommissar bis zur Putzfrau, von der vermeintlichen Mörderin bis zum mysteriösen Mann mit dem Koffer: alle Rollen waren klasse besetzt.
Sandra Lubienetzky und Tim Unger als Kommissare Lolly und Hibbel, eher Not und Elend zu nennen, amüsierten das Publikum ein ums andere Mal. Mario Köhler agierte vielseitig in einer Doppelrolle als Tippse Blümchen und als geheimnisvoller Kofferträger. Herauszuheben ist Phillip Schulte, der, in Livree gekleidet, durch die Handlung führte und fabelhaft distinguierte Haltung und devoten Sprachduktus verband. Ohne Tadel auch die anderen Darsteller, die ebenfalls selbstbewusst auf Augenhöhe mit dem Publikum agierten.
So gut wie die Besetzung war auch der Plot. Drei Damen werden Augenzeugen eines Mordes und wenden sich an die örtliche Polizei. Die erweist sich als mehr als dilettantisch, und so werden schließlich Holmes und Watson eingeschaltet. Aber können die beiden Altstars der Krimiliteratur mehr zur Auflösung beitragen als nur coole Sprüche?
Regisseur und Klassenlehrer Gerdes hat innerhalb von weniger als einem Jahr eine überzeugend agierende Theater-AG geformt. „Das Stück ist eine Herausforderung für die Schüler und eigentlich kein typisches für eine Aufführung in einer Haupt- und Realschule“, äußerte er sich überaus zufrieden.
Sie hatten ihre Texte gelernt und die Rollen verinnerlicht. Die Pointen saßen, die Spielfreude der jungen Leute zwischen 11 und 16 Jahren ließ zu keiner Phase nach. Die Inszenierung gewann durch die von den Zuschauern geforderte Mobilität an Schärfe. Ein gelungener Kunstgriff war der Einsatz von Titelmelodien diverser Krimiserien, die als Überleitungen zwischen den Szenen dienten.
Die zwei weiteren Aufführungen sind bereits ausverkauft.