Zeitzeugengespräch mit Celine van der Hoek
27.01.2009 Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus
Am Dienstag, den 27.1.09 berichtete die Amsterdamerin Celine van der Hoek in unserer Schule anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus von ihrem Schicksal. Sie war als junge Frau wegen ihrer jüdischen Vorfahren von den Nazis verfolgt worden und hatte das Konzentrationslager Auschwitz überlebt.
Über einhundert Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klassen lauschten der Erzählung von Celine van der Hoek.
|
Herr Berdelmann stellt die Gäste vor. Neben Frau Celine von der Hoek sitzt Herr Dr. Michael Gander..
Am 4. September 1944 – die Alliierten rückten an allen Fronten unaufhaltsam vor - ging ein letzter Transport aus den von Deutschland besetzten Niederlanden in das Konzentrationslager Auschwitz. Auch Celine van der Hoek gehörte zu diesem Transport. Sie war damals gerade 24 Jahre alt und hatte schon eine schreckliche Odyssee hinter sich. Sie war untergetaucht, nachdem ihre Mutter und ihr Bruder verhaftet und zur Vernichtung abtransportiert worden waren. Celine war nach zweimaliger Inhaftierung durch die Deutschen in das niederländische Sammellager Westerbork gebracht worden, von wo aus wöchentlich Transport mit jüdischen Menschen in die Vernichtungslager im Osten geschickt wurden.
Dann mussten sie sich an
der Rampe aufstellen. Bei ihrem Vortrag schilderte Celine van der Hoek die
furchtbaren Bedingungen des mehrtägigen Transports nach Auschwitz den viele, vor
allem Ältere und Kinder, nicht überlebten. Sie waren in den engen, überfüllten
Viehwaggons erstickt. Im Vernichtungslager wurden die Menschen aus den Waggons
geprügelt. An der Rampe in Auschwitz wartete auf die Überlebenden die Selektion
durch Lagerärzte, unter ihnen der für seine Versuche mit Menschen berüchtigte
Arzt Josef Mengele. Alte, Kranke, Kinder, alle, die nicht arbeitsfähig waren,
wurden sofort selektiert und in die Gaskammern geschickt. Um Irrtümer zu
umgehen, wurden den Gefangenen die Lagernummern in die Unterarme tätowiert.
Die Nummer trägt sie noch heute. Frau van der Hoek zeigte die Nummer den
Schülerinnen und Schülern.
Celine van der Hoek wurden, wie auch all den anderen, die Haare abrasiert und
sie wurden in einen Raum geführt, in dem Duschen an der Wand hingen.
Sie dachten, es würde auch jetzt für sie zu Ende gehen, doch sie hatten Glück:
aus den Duschen kam nur Wasser. Sie bekamen weder Handtücher noch ihre eigenen
Kleider wieder zurück. Sie mussten Lumpen anziehen und sie sich auch um die Füße
binden.
Auf alle anderen wartete
ein unmenschlicher Lageralltag in Auschwitz, Birkenau und den zahlreichen
Außenlagern. Als Celine van der Hoek und ihre Leidensgenossinnen endlich von der
vorrückenden Roten Armee am 27. Januar 1945 befreit wurden, wog sie nur noch 24
Kilo und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
Mit ihren fast 89 Jahren stellte sich Frau van der Hoek nach dem einstündigen
Vortrag den Fragen der Schüler/innen. Es gehe ihr darum, dass die Geschichte
sich nicht wiederhole dürfe. Auch heute müsse man entschlossen nationalistischen
und rassistischen Tendenzen entgegentreten und Farbe bekennen. Eine Aussage, für
die Frau van der Hoek von den Bad Laerer Schüler/innen Beifall bekam.